Die Weihnachtszeit ist prädestiniert dafür, sich auf das Wichtige im Leben zu besinnen.
Zum Beispiel Etymologie.
Damit euch beim diesjährigen Familienfest der Gesprächsstoff nicht ausgeht, habe ich die Ursprünge von fünf weihnachtlichen Begriffen für euch zusammengetragen. Also geht hin, frohlocket, beeindruckt eure Tanten und macht Opa sprachlos.
Weihnachten
Der früheste Beleg für das Wort stammt aus dem 12. Jahrhundert. Damals hieß es noch ze wihen naht, also zur geweihten Nacht. Um 1300 existierten bereits die Formen wīenacht und wīnaht. Die Pluralform ze den wīhen nahten oder das daraus gebildete wīhenachten war allerdings geläufiger, was die heutige Form erklärt (obwohl „die Weihnacht“ natürlich auch richtig ist).
Perchten
Der Begriff „Perchte“ geht möglicherweise auf die kontinentalgermanische und slawische Sagengestalt/Göttin (man weiß es nicht so genau) Perchta zurück. Da es in Perchtenumzügen oft eine Gestalt der „Frau Bercht“ oder „Berchtlmuada“ gibt, ist das auch nicht unbedingt abwegig. Eine weitere Theorie leitet den Begriff von dem mittelalterlichen Namen für die Epiphanie, die Erscheinung des Herrn, berchttac, berchtnacht ab, heutzutage besser bekannt als Dreikönigstag oder einfach der 6. Jänner. Das mittelhochdeutsche Wort bercht bedeutet ‚glänzend‘, was sowohl zur Epiphanie als auch zu den Schönperchten (sehen ja nicht alle aus wie Chewbaccas miesgelaunte Cousins) passt. Wie bei den meisten ungeklärten Wörtern stimmt wahrscheinlich jede Erklärung zumindest zum Teil.
Krampus
Aka der rote Bursche, der den Perchten verdächtig ähnelt. Vielleicht ein entfernter Verwandter? Das Wort stammt wahrscheinlich von Althochdeutsch Krampen, ‚Kralle‘, oder vom bairischen Krampn, was etwas Lebloses bezeichnet. Als sowohl Perchten- als auch Krampus- und Nikolausbräuche zur Zeit der Aufklärung endlich wieder legal durchgeführt werden konnten, vermischte sich wohl die Figur des Krampusses mit jener der Perchten.
Raunächte (lokal auch „Rauhnächte“ oder „Glöckelnächte“)
Dies bezeichnet die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, regional werden allerdings auch andere Tage genannt. Auch hier ist die Etymologie umstritten. Eventuell besteht ein Zusammenhang mit dem mittelhochdeutschen Wort rûch ‚haarig‘, was auch sehr gut mit den Perchtenumzügen zusammenpassen würde, die meistens in diese Zeit fallen. Eine andere Theorie sieht den Ursprung in der traditionellen Ausräucherung der Ställe. Rau, Rauh oder Rauch – da besteht wirklich nicht mehr viel Unterschied.
Besinnlich
Dies ist das deutscheste Wort aller deutschen Wörter. Das Shaolin-Wort. Dieses Wort geht zurück auf eine Zeit, als Kleist und Heine noch die It-Girls der deutschen Literaturszene waren und das Bildungsbürgertum zum ersten Mal die Nase über die handelsübliche Mittelschicht rümpfte. (Vgl. „Land der Dichter und Denker”, die gleiche Alliteration wie in Irlands „Land of Saints and Scholars“. Alles nur Marketing.) Im Allgemeinen bedeutet es ‚nachdenklich‘ oder ‚beschaulich‘, aber auch ‚harmonisch‘, ‚in Nachdenken versunken‘, ‚ruhig und leise‘. Es geht wahrscheinlich zurück auf ahd. sinnan ‘gehen, reisen, wandern, streben, verlangen’. Belege gibt es bereits aus dem Mittelhochdeutschen, besintlīche, ‘mit Überlegung’, und aus dem Frühneuhochdeutschen, besynnlich. Es ist das exakte Gefühl, das einen beschleichen sollte, wenn man dieses grauenvolle Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ hört. Bei mir scheint das ja nie zu funktionieren; ich fühle mich weniger besinnlich als gemeingefährlich. Aber egal. Wenn man im stillen Nachdenken versunken in einem beschaulichen Rahmen über das Leben, Gott und die Welt sinniert – dann hat man es ungefähr verstanden. Hab‘ ich gehört.
Quellen:
https://www.duden.de/
https://www.dwds.de/
https://www.wortbedeutung.info/
https://www.stadt-wien.at/freizeit/feste-feiertage/weihnachten/perchtenlauf.html
https://www.mein-oesterreich.info/brauchtum/krampus.htm
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