Ein neues Jahr ist natürlich auch eine neue Chance für linguistische Neuschöpfungen. Die Wörter und Unwörter des Jahres 2017 waren ja ganz nett (Vollholler, respektive Alternative Fakten in Österreich, Jamaika-Aus in Deutschland), doch in 2018 kann man das doch sicher noch überbieten. In der Zwischenzeit und um die Langeweile bis zur nächsten Wortwahl (Wortspiel definitiv beabsichtigt) zu überbrücken, könnte man doch mal einen Blick in die Vergangenheit werfen und ein paar alteingesessene Klassiker wiederbeleben. Hier sind ein paar Vorschläge:
erquicken
Abgeleitet aus dem Mittelhochdeutschen für „lebendig machen“, bedeutet es seit dem 15. Jahrhundert „erfreulich“ und heutzutage auch mitunter „aufmuntern“ oder „erfrischen“. So kann man sich mit ein paar Freunden auf dem Sofa mit Netflix und Wein erquicken. Gerade durch die derzeit beliebten skandinavischen Hygge- und Lagom-Trends sollte „erquicken“ eigentlich das gute alte „eskalieren“ ersetzen, denn in 2018 sucht man Balance und Gemütlichkeit anstatt Exzesse (zumindest an Werktagen). Man könnte in diesem Zusammenhang natürlich auch die gute alte „Heimeligkeit“ zurückbringen.
saumselig
Bedeutung: bei der Ausführung von etwas recht langsam, sich Zeit lassend, mit der Erfüllung einer Pflicht im Rückstand oder einfach säumig. Das Wort erweckt sofort Assoziationen aus der guten alten Studienzeit, als man lieber drei Staffeln einer Serie durchbrachte, anstatt sich für die nächste Klausur vorzubereiten, mit der traumwandlerischen Gewissheit, „irgendwann später“ noch genug Zeit dafür zu haben. Nun gut, im fortgeschrittenen Alter denkt man bei „saumselig“ eher an sämtliche österreichische Wahlen der letzten zwei Jahre. In beiden Fällen ist es ein großartiges Wort, das auch 2018 noch verwendbar ist.
hanebüchen
Ein schönes Wort das ursprünglich nichts anderes bedeutete als „aus dem Holz einer Hainbuche“. Es erfuhr im 18. Jahrhundert einen Bedeutungswechsel hin zu „grob“ und schließlich zu „unerhört“. Der Duden gibt hier unter anderem das wunderbare Beispiel „er log mit hanebüchener Unverfrorenheit“. Hand aufs Herz: Bei der internationalen politischen Lage überrascht es doch, dass man diesen Satz nicht täglich in der Zeitung liest. Klingt doch viel poetischer als „alternative Fakten“.
Hochwasserhosen
Selbst bei Minusgraden sieht man dieser Tage Knöchel. Viele davon. Meistens schon etwas rot angelaufen (darum ein Vorschlag zum Wort des Jahres 2018: Sockenverweigerer). Alles dank der Hosenform, die nicht und nicht verschwinden will und uns 2018 sicher auch wieder begleitet. Gut, heutzutage nennt man sie Culottes oder 3/4-Hosen – oder war es 7/8? Mode ist verwirrend. Eventuell borgt man sich „ankle jeans“ aus dem Englischen. Wie auch immer man sie nennt, sobald im Frühjahr die planmäßigen Überflutungen stattfinden, werden sie schon ihren Nutzen haben. Also hoch die Hosenbeine!
Fisimatenten
Bedeutet: Unfug oder Ausflüchte machen. Der Ursprung ist weitgehend unbekannt; dementsprechend gibt es eine Vielzahl an Anekdoten über die mögliche Herkunft des Wortes und natürlich sind die meisten in höchstem Maße unanständig. Tatsächlich ist es seit dem 16. Jahrhundert belegt und zwar als Verspottung unnötiger Bürokratie als „überflüssige Schwierigkeit “. Das passt doch auch in dieses Jahrhundert! Quasi ein Universalwort für alles und jeden, der einem im Berufsalltag und in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf die Nerven geht. Kollege geht zum dritten Mal in zwanzig Minuten auf Rauchpause – „Mach keine Fisimatenten!“ Touristen stehen verwirrt in der U-Bahn-Tür – „Macht keine Fisimatenten und steigt ein!“
In diesem Sinne – ein frohes und wortreiches 2018!
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